Bürgerbeteiligung und Gestaltung des Rapp-Kreisels: Eschborn kann mehr!
„Drei hochkarätige Entwürfe außergewöhnlicher Künstlerinnen und Künstler stehen zur Auswahl“ – kündigt der Bürgermeister die bis Anfang April andauernde Abstimmung zur künstlerischen Gestaltung des Rapp-Kreisels auf der städtischen Homepage vor wenigen Tagen an.
Die FDP-Fraktion stellt dazu fest, dass die drei Kunstwerke für sich genommen im Auge eines Betrachters künstlerisch anspruchsvoll erscheinen, der historischen Bedeutung der früheren Rapp-Kreuzung, benannt nach dem dortigen Café Rapp (ironisch oftmals „Café Langsam“ genannt), jedoch nicht ansatzweise gerecht werden. Ein beträchtlicher Teil alteingesessener und engagierter Bürger ist mit der Auswahl unzufrieden – aus gutem Grund.
Verfolgt man die Diskussionen zum Thema, u.a. in den sozialen Medien oder tauscht sich mit langjährigen Eschbornern aus, wird schnell klar, dass sich die Mehrheit der Bürger unserer Stadt ein identifikationsstiftendes Kunstwerk wünschen, mit Bezug zum ehemaligen Café Rapp. „Das wäre auch problemlos möglich gewesen, wenn der Bürgermeister eine echte und ernstgemeinte Bürgerbeteiligung ermöglicht hätte, was jedoch nicht der Fall ist“, kritisiert der Stadtverordnete Christian Scherer. Die Bürger wurden in den Prozess der Ideenfindung nicht eingebunden. Das Potential bzw. die vielen kreativen und klugen Ideen der Bürgerschaft bleiben somit gänzlich ungenutzt – ein Jammer.
Die Fraktionen der FDP und der Linken hatten genau aus diesem Grund im vergangenen Jahr in den Gremien vorgeschlagen, schon im Vorfeld der Entscheidungsfindung eine geeignete Bürgerbeteiligung zu initiieren und beide Kreisel, also auch an der Ecke Hamburger Straße / Berliner Straße / Sossenheimer Straße künstlerisch anspruchsvoll und städtebaulich angepasst sowie aufeinander abgestimmt zu gestalten. Dies wurde jedoch von der Koalition aus CDU, Grünen und FWE („Bürgerwille verdient Respekt“) abgelehnt. Offenbar trauen die Koalitionäre den Bürgern unserer Stadt nichts oder nur sehr wenig zu. Im Ergebnis werden den Bürgern nun drei wahllos ausgesuchte Kunstwerke präsentiert, die in keinem Zusammenhang zur Örtlichkeit stehen.
Die große Chance, eine der Örtlichkeit angemessene Gestaltung vorzunehmen, die der Historie der Rapp-Kreuzung würdig ist, wurde vertan. Die Pflicht zum Erinnern der Geschichte unserer Stadt missachtet. Die Freien Demokraten hätten sich gemeinsam mit vielen Bürgern genau in diesem Punkt „Eschborn kann mehr!“ gewünscht. Einmal mehr folgt nur die Ernüchterung, in diesem Fall über das fehlende Gespür für ein gelungenes Zusammenspiel von Geschichte und Kultur.
Eschborn, 22.02.2022