Kein Kulturzentrum in der alten Jahnschule – Vereinsarbeit geht vor

09.02.2021

Die Ära Jugendzentrum in der Jahnstraße geht nach über vierzig Jahren dem Ende zu. Das Jugendzentrum wird zukünftig aus der Ortsmitte heraus verlagert in den Neubau an der Heinrich-von-Kleist-Schule. „Gott sei Dank“ rufen die Anwohnerinnen und Anwohner in der näheren Umgebung und darüber hinaus. Auch wenn sich die meisten Juze-Besucher an die Regeln hielten, waren die Bürgerinnen und Bürger trotzdem regelmäßig mit Randale, Bedrohungen, Sachbeschädigungen und Lärmbelästigungen konfrontiert – Tag für Tag, Woche für Woche, vier Jahrzehnte lang.

Nun kam die Stadtverwaltung in der letzten Sitzungsrunde vor der Kommunalwahl am 14. März 2021 mit der „glorreichen“ Idee, die alte Jahnschule zukünftig in ein Kulturzentrum umzuwandeln mit Veranstaltungsräumen jeglicher Art. Es sind dort sogar Bühnen und ein Café vorgesehen (offenbar als Konkurrenz zum geplanten Rapp-Café am Rappkreisel). Öffnungszeiten bis 22 Uhr werden genannt. Soll hierdurch die fehlende Kultur in Eschborn beflügelt werden? Man darf erheblich zweifeln, ob diese Nutzung die Jahnschule in ruhigere Zeiten führt.

Die Freien Demokraten sind deshalb strikt gegen eine Nutzung der alten Jahnschule als Kulturzentrum. Zum einen macht man dem etablierten Eschborn K Konkurrenz und zum anderen geht das Tohuwabohu mitten in der Stadt weiter. Das Nachsehen haben dann in den nächsten Jahrzehnten wieder die Bürgerinnen und Bürger, die dort wohnen und deren Anzahl durch die Neubebauung im Umfeld der Jahnschule sogar erheblich gewachsen ist.

Außerdem wird mit dem Verwaltungsvorschlag als Kulturzentrum von der Stadt ein Konzept vorgestellt, das „Maß und Mitte“ vermissen lässt: Über die Kosten des Umbaus und die Folgekosten wird in dem Nutzungskonzept kein Wort verloren – Eschborn „hat es ja“. Auch fällt kein Wort darüber, dass es keinerlei Stellplätze gibt und dadurch die eigene Stellplatzsatzung konterkariert wird. Ebenso macht sich offenbar niemand aus der Verwaltung Gedanken über den Lärm und das Verkehrschaos – auch durch Parkplatzsuchende – in der Haupt-, Jahn-, Bogen- und Götzenstraße.

Die FDP und Altbürgermeister Geiger haben immer dafür geworben, die Räume der alten Jahnschule den Eschborner Vereinen zur Verfügung zu stellen, wie z.B. der Historischen Gesellschaft, der Kleiderstube, dem Stadtlauf-Verein oder weiteren Vereinen, die entweder über keine adäquaten Vereinsräume verfügen oder derzeit auf engstem Raum im Alten Rathaus in der Hauptstraße neben der evangelischen Kirche angesiedelt sind. Die alte Jahnschule ist aufgrund ihrer zentralen Lage mitten in Eschborn ein idealer Ort, um Vereinsleben möglich zu machen. Vereine bereichern unser kulturelles Leben in Eschborn und müssen aus unserer Sicht vorrangig behandelt werden, wenn es um die Verteilung von freien städtischen Flächen geht.

Ergo: Ein Kulturzentrum in der alten Jahnschule ist aus o.g. Gründen fehl am Platz. Wir setzen uns weiterhin dafür ein, die dortigen Flächen den Vereinen unserer Stadt zur Verfügung zu stellen.

Keine Zweckentfremdung des Museums – Galerie und neue Mediathek im Alten Rathaus an der evangelischen Kirche

Hinsichtlich des Alten Rathauses an der evangelischen Kirche in der Hauptstraße, das durch den durch die FDP vorgeschlagenen Umzug der derzeit ansässigen Vereine in die Jahnschule frei würde, plädiert die FDP schon lange dafür, dieses zu einer Mediathek umzubauen. Eine Mediathek ist ein Ort, in dem eine Sammlung audiovisueller Medien verschiedener Arten zur Verfügung gestellt, genutzt oder entliehen werden können, sozusagen eine multimediale Bibliothek. Dies wäre ein zeitgemäßer Ausbau der bislang vorhandenen Stadtbibliothek. Im derzeitigen Rathaus würden so Flächen frei werden.

Die Schaffung eines solchen Angebots im Alten Rathaus würde zudem zu einer Aufwertung der alten und neuen Stadtmitte führen und deren Zusammenwachsen befördern. Durch die Erweiterung des Alten Rathauses mit einem angehängten Glas-Pavillon, in Anlehnung an die Stilelemente des Museums im Oberort, könnte ein architektonisches Highlight, ja sogar ein nachhaltiges, neues Wahrzeichen für Eschborn geschaffen werden. Alte und neue Stadtmitte wachsen so homogen über die Unterortstraße zur Hauptstraße zusammen. Über viele Jahre hinweg war es die Forderung aller Parteien, die Unterortstraße als die zentrale Straße in Eschborns Stadtmitte aufzuwerten.

Auch für die bisherige Galerie am Rathaus, die ihren Platz zugunsten des Bürgerbüros räumen muss, würde hier sicherlich Ausstellungsfläche zur Verfügung stehen. Daneben könnten durch die Galerie noch freie Ausstellungstermine im Eschborner Stadtmuseum besetzt werden.

Einen vollständigen Umzug der Galerie in das Stadtmuseum zulasten der dort ansässigen Dauerausstellungen – wie es wohl derzeit im Rathaus geplant ist – ist jedoch entschieden abzulehnen. Auch darf die Archäologie nicht einfach in den Keller des Museums verbannt werden, um dort ein Schattendasein zu fristen. Dies wäre aus unserer Sicht ein frevelhafter Umgang mit unserer Stadtgeschichte. Die verschiedenen Abteilungen des Stadtmuseums befassen sich mit der Geschichte der Stadt Eschborn von der Bronzezeit bis zur Neuzeit.

Die archäologischen Funde sind das Hauptstandbein des Museums, ohne sie wäre das Eschborner Stadtmuseum inhaltlich ausgehöhlt und würde an Bedeutung verlieren. Das Museum ist insbesondere mit seinen historisch einmaligen alamannischen Funden wissenschaftlich in ganz Europa bekannt. Das Erdgeschoss des Museums ist der ideale Ausstellungsort für diese Funde, zumal das Haus 1989 gerade auf die Ausstellung dieser Exponate hin gebaut und eingerichtet wurde.

Aus all diesen Gründen darf das Eschborner Stadtmuseum nicht als Galerie zweckentfremdet werden. Die sichtbare Begegnung mit den historischen Funden aus unserer Vergangenheit muss weiterhin für Jung und Alt in unserer Stadt erlebbar bleiben.

Eschborn, 09.02.2021